Ich habe kürzlich auf einer Tagung einen Workshop zum Thema „Zeit – Verbindung“ geleitet. Was mir durch die Ergebnisse und Feedbacks der Teilnehmenden besonders auffiel: Wie leicht wir alle immer wieder die Verbindung zu uns, zu unseren Bedürfnissen, zu unserem inneren Kern verlieren – gerade, wenn wir oft für andere da sind, beruflich oder privat. Fast alle genannten Gründe für diesen Verlust lagen im Außen: „1000 Sachen gleichzeitig meistern müssen“, „zu viele Dinge hintereinander zu erledigen“, „zu oft im Tu-Modus sein“, „sich gehetzt fühlen“, „zu starke Fokussierung auf die Bedürfnisse anderer“. Kommen dir einige der Gründe bekannt vor?

Ich merke immer wieder selbst, wie leicht es ist, sich in den Anforderungen des Alltags zu verlieren und sich überfordert zu fühlen – und wie schwer es ist, die eigene Mitte zu halten, sich ausreichend Zeit für sich selbst zu nehmen und gut für sich zu sorgen.

Heute war so ein Tag, an dem ich mich lustlos, schlapp und erschöpft gefühlt habe, während der Berg an Aufgaben immer lauter nach mir rief. Ich habe daher eben alles stehen und liegen gelassen und bin in der wunderbaren Herbstsonne spazieren gegangen. Die Gedanken, die mir dabei gekommen sind, möchte ich hier mit dir teilen – ich freue mich, wenn sie dich heute auch ein wenig unterstützen, wieder zurück zu dir und in deine Kraft zu finden.

1. Sei liebevoll mit dir

Manchmal denken wir, dass wir noch nicht genug geschafft haben, dass wir nicht das erreicht haben, was wir hätten erreichen können, dass unsere Leistung hätte besser sein können. Wenn dir das gerade passiert, dann halte inne – und denke an all das, was du bereits alles geschafft und verwirklicht hast.

Nimm dir einen Zettel und schreibe jetzt alles auf, was du bereits an wundervollen Dingen in die Welt gebracht hast, welche Menschen du liebevoll berührt hast und wie viel Freude du verbreitet hast – trotz all der Prüfungen, Herausforderungen und Schmerzen, durch die du in deinem Leben schon gegangen bist und die dich vielleicht gerade aktuell belasten. Denke auch an die vermeintlich „kleinen“ Dinge wie ein Lächeln oder eine liebevolle Geste – sie sind in Wirklichkeit wichtig und bedeutend. Indem du diese Liste schreibst, umarmst du dich, innerlich und äußerlich. Lies dir alles noch einmal durch und sag dir selbst von Herzen, wie stolz du auf dich bist!

2. Sei geduldig mit dir

Du muss nicht alles auf einmal erledigen. Lass den Irrtum und Anspruch los, dass du immer und überall perfekt sein und 100-prozentig funktionieren müsstest. Niemand kann das. Mach alles, so gut es geht. Und tue das, was zu tun ist, mit Hingabe. Es geht nicht darum, möglichst viel möglichst schnell zu machen, sondern ganz bei dem zu sein, was du gerade tust.

Schreibe auf, was du alles schaffen kannst, ohne perfekt zu sein: Deinen Partner oder deine Kinder umarmen. Dir und anderen ein leckeres Essen nach deinem ganz eigenen Geschmack kochen. Ein Bild malen, das tief aus deiner Seele kommt. Laut dein Lieblingslied singen. Mitten in der Nacht tanzen, nur mit dir. Einen langen Brief an einen Menschen schreiben, der dir viel bedeutet. Oder mit deinen Freunden Federball spielen. Setze jeden Tag eine dieser Ideen konkret um! Lass dich überraschen, wie erfolgreich du dabei bist – und wie glücklich es dich macht, einfach wieder aus dem Herzen heraus etwas zu tun.

3. Sei achtsam mit dir

Nimm dir genug Zeit für dich. Schaffe dir ausreichend Ruhephasen, in denen du einfach nur die Seele baumeln lässt. Achte bewusst auf deine Bedürfnisse – was brauchst du gerade, um dich wohl zu fühlen, um den Lauf des Hamsterrades eine Zeit lang anzuhalten, um dich wieder zu spüren und mal so richtig zu entspannen?

Schließe die Augen und atme zunächst drei Mal tief ein und aus – das kannst du übrigens nahezu immer und überall tun, du brauchst dich selbst nur daran zu erinnern. Mache dir dann eine Liste mit mindestens 10 Dingen, die du lange nicht mehr getan hast und die dich direkt in deine Entspannung bringen können – zum Beispiel spazieren gehen (!), mal wieder aus den eigenen vier Wänden herauskommen und etwas Neues entdecken, dir eine Massage oder einen Saunabesuch gönnen, in der Sonne einen Kaffee trinken oder ein Eis essen oder dich einfach nur ohne Aufgabe oder Ziel in dein Bett kuscheln, deine Lieblingsmusik anstellen und das Nichtstun genießen. Probiere auch von dieser Liste jeden Tag eine Sache aus. Wenn du meinst, gerade keine Zeit zu haben, dann entscheide dich trotzdem für eine klitzekleine Geste, die dir zeigt, dass du dich wahrnimmst und in deinen Bedürfnissen respektierst – sie macht einen großen Unterschied.

Was tust du, um gut zu dir zu sein? Ich freue mich auf deine Ideen, Anregungen und Gedanken!

Herzlich,
dein Stefan

Foto (c) I-vista / Pixelio