Was haben die besten Autobiografien und transformierenden Ratgeber mit Romanen und Filmen gemein? Vor allem zwei Dinge: Ihre Wirkung basiert auf authentischen Charakteren und lebendigen Szenen. Wie du spannende, wirkungsvolle Texte in deiner Autobiografie, deinem transformierenden Ratgeber oder dem Buch mit deiner persönlichen Lebensbotschaft schreibst, verrate ich dir in diesem Artikel.
Die meisten Biografien und transformierenden Bücher sind in einer chronologischen Abfolge gehalten – der Text führt uns bei Biografien von (Lebens-)Anfang bis zum Ende, bei Ratgebern vom Beginn einer Entwicklung zu ihrer Lösung und der damit verbundenen Transformation.
Die Bücher sollten getragen sein von Passagen, die zeigen, was man zum Zeitpunkt der Ereignisse empfunden hat und wie man heute – mit zeitlichem Abstand – über gewisse Dinge denkt – dies ermöglicht die wichtige emotionale Bindung der lesenden mit der Geschichte.
Eine gute Biografie berücksichtigt also folgende drei Ebenen:
- Was ist damals geschehen?
- Wie habe ich es damals empfunden?
- Was denke ich heute darüber?
Besonders die Punkte 2 und 3 schaffen eine emotionale Nähe zum Autor / zur Autorin und bewirken beim Lesen Identifikation, Berührung und Teilnahme.
Bei transformierenden Büchern steht oft ein spezifisches Thema im Mittelpunkt, vor allem, wie man Krisen gemeistert, Hürden überwunden und an den Herausforderungen des Lebens gewachsen ist. In meiner langjährigen Arbeit als Biograf habe ich die Entstehung und Publikation von Büchern zu den Themen Krebs, Unfall, Burn-Out, Tod, Trennung sowie Verlust von Arbeit und Lebenssinn begleitet – immer mit dem Fokus darauf, wie die Menschen die auftretenden Herausforderungen angenommen, durchlebt, Rückschläge gemeistert, durch sie besondere Stärken entwickelt und oft sogar die eigene Bestimmung gefunden haben.
Wenn das Ziel deines Buches ist, ein größeres Publikum anzusprechen, solltest du neben dem spannenden und inspirierenden Inhalt die beiden eingangs erwähnten Regeln beachten: Charakter- und Szenenorientierung.
Oder mit anderen Worten: Die Biografie sollte wie ein Roman oder ein Spielfilm entwickelt und geschrieben werden.
Was heißt das nun konkret für deine Arbeit?
I) Der charakterbasierte Aspekt
In einer richtig guten Biografie und besonders auch in einem Buch, mit dem du andere Menschen anhand deiner eigenen Lebensgeschichte zu einer Entwicklung oder Entfaltung inspirieren möchtest, müssen wir dich als Protagonist deines Buches richtig gut kennenlernen – und dich im Laufe der Erzählung immer mehr wertschätzen lernen, uns immer besser mit dir identifizieren und von Anfang an nachvollziehen können, was dich bewegt (hat), antreibt und motiviert. Wir müssen deine Hoffnungen, Sehnsüchte und Herausforderungen sehen und verstehen, sollten mit dir mitfühlen, -fiebern und uns mitfreuen können. Was ist dir wichtig, was sind deine Werte?
Am besten geht das mit einzelnen beispielhaften, exemplarischen Sequenzen, die deinen Weg zeigen: Wer du einmal warst, wie sich dein Leben verändert hat und was du dabei gelernt und verstanden hast. Oft beschränken sich Erzählungen auf die rein inhaltlichen Beschreibungen, aber du kannst es in deinem Text besser: Zeige uns, was geschehen ist, durch bildhafte, konkrete Beschreibungen.
Wenn du zum Beispiel die Geschichte einer unerwarteten, dein Leben verändernden Kündigung erzählst, dann nimm uns mit zu dem Morgen dieses Tages. Was hast du gemacht, worüber hast du mit deinem Partner gesprochen? Wie war dein Weg zur Arbeit? Wie hast du den Moment erlebt, als du zu deinem Chef gerufen wurdest? Wie genau verlief das Gespräch in seinem Büro? Welche Details hast du wahrgenommen? Wie hast du dich gefühlt, als er die Kündigung ausgesprochen hat, was ist dir durch den Kopf gegangen? Und wie war dein heimweg- hast du Umwege gemach oder bist du direkt nach Hause gegangen? Wie war das Zusammentreffen mit deiner Familie oder deinem Partner? Durch welche Prozesse bist du danach gegangen? Was hast du getan und erlebt?
Zeige uns auch, wie deine Sicht auf das Leben war vor deinem lebensverändernden Ereignis war – wie dein Charakter sich gezeigt hat, in welchen Routinen du festgesteckt hast, wonach du dich gesehnt hast, was deine unerfüllten Träume waren.
Tipp:
Als Hilfe eignet sich, dich selbst so zu charakterisieren, wie du es mit einer fiktiven Romanfigur machen würdest. Schreibe die wichtigsten biografischen Aspekte auf. Nutze für deine Charakter-Entwicklung das freie Schreiben mit der Frage: „Wer bin ich?“
Du kannst diese sehr hilfreiche Übung auch für die wichtigsten Menschen machen, die auf deinem Weg mit dir und um dich herum waren. Diese Entwicklungsarbeit ist so wertvoll, weil damit das Buch, deine Geschichte, für die Leser zum Leben erweckt wird.
II) Der szenenbasierte Aspekt
Um dich, die anderen Handelnden sowie den Verlauf der Geschichte richtig lebendig, „echt“ und nachvollziehbar zu gestalten, ist der zweite Aspekt ebenfalls von überragender Bedeutung:
Plane und schreibe die Ereignisse deiner Geschichte wie Szenen in einem Spielfilm!
Nimm dir ausreichend Zeit auch für diesen Schritt, bevor du mit der eigentlichen Schreibarbeit beginnst: Überlege dir, welche Szenen entscheidend für die Entfaltung deiner zu erzählenden Geschichte waren.
Schreibe eine Art kleines Drehbuch für deine Biografie oder für dein transformierendes, andere Menschen inspirierendes Buch. Es gilt, dein Leben mit einer „Dramaturgie“ zu versehen, um dein Buch so spannend zu gestalten, dass die Lesenden dir von der ersten bis zur letzten Seite folgen.
So kannst du zum Beispiel statt mit deiner Geburt lieber mit dem Höhepunkt der Krise beginnen, mit einer wichtigen Erkenntnis (Rahmenhandlung) oder einer entscheidenden Wendung – auf diese „dramatisierst“ du deine Geschichte, so dass sie wie ein Film vor den Augen und in den Köpfen und Herzen der Lesenden abläuft.
Übrigens bedeutet das griechische Wort „Drama“ nicht das, was wir heute darunter verstehen, sondern schlicht „Handlung“. Es geht also um die beste Abfolge von handlungsorientierten Szenen, an und mit denen du konkret und so bildhaft wie möglich zeigen kannst, was du als Botschaft und Essenz ausdrücken möchtest. Denk an das berühmte „Show, don’t tell!“
Du verwendest dabei dramaturgische Elemente der „Heldenreise“ – universelle Elemente des Geschichtenerzählens, oder, mit einem moderneren Wort, des „Storytellings“. Wenn du dich unsicher fühlst, kannst du es in diesem Heldenreisen-Seminar üben und vertiefen.
Tipp:
Filme sind großartige Übungsfelder für die Szenen-Abfolge einer Geschichte: Jeder Film, den du ab jetzt anschaust, kann dir helfen, dein eigenes „Lebensdrehbuch“ noch besser zu verfassen. Schau genau hin: Wie entfaltet sich der Film? In welcher sequenziellen Folge wird die Geschichte dort erzählt?
Wenn du dein „Lebensdrehbuch“ entwirfst, sieh auch du von Anfang an dein Leben wie einen Film vor dir. Stell dir vor, dass die einzelnen Szenen wie im Kino auf einer Leinwand ablaufen, notiere sie dir und beschreibe dann als Kapiteltext, was dort geschieht!
Wenn du beide Aspekte berücksichtigst – charakter- und szenenbasiertes Arbeiten an deinem Text –, legst du damit die beste Grundlage für dein großartiges Buch, das daraus entsteht!
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