„Warum machst du dich so klein?“ Ihre Frage riss mich aus meinem Grübeln. „Du bist in Wirklichkeit ein mächtiges, grenzenloses Wesen. Du hast es nur vergessen.“
„Was meinst du damit?“
Sie öffnete das Fenster, frische Luft strömte in den Raum. „Du bist Teil einer unermesslichen, schöpferischen Kraft. Wie wir alle. Aber wir machen früh im Leben die Erfahrung, dass unsere Flügel gestutzt und wir sozusagen in Käfige eingesperrt werden.“
„Das hört sich furchtbar an!“
„Es wäre furchtbar, wenn es so bleiben müsste.“ Sie schaute in Richtung des magischen Berges. „Dir wurde die Gabe der Erinnerung geschenkt. Du kannst dich jederzeit wieder mit dieser Quelle in dir verbinden.“
„Eine schöne Idee – aber wie soll ich das tun? Es gibt leider kein Anleitungsbuch dafür.“
„Nein. Du musst deinen Weg für dich selbst herausfinden.“
Ich hob meine Hände. „Hilf mir bitte dabei – was soll ich machen?“
Sie lächelte. „Genau das meine ich. Wir sind es so gewohnt, Antworten und Anweisungen von anderen zu erhalten, dass wir sie uns selbst nicht mehr zutrauen. Wir haben vergessen, wer wir wirklich sind.“
„Wie kann ich herausfinden, wer ich wirklich bin?“
„Lerne, Verantwortung für dich zu übernehmen.“ Sie schloss das Fenster und wandte sich mir zu. „Das klingt so einfach, oder? Aber es erfordert von dir in Wahrheit einen hohen Preis: Deine Selbstermächtigung zu dir zurückzuholen und die Angst vor deiner eigenen Größe abzulegen ist nur etwas für mutige Seelen.“
Ich nickte und schwieg eine Weile. Dann seufzte ich. „Kannst du mir wenigstens sagen, wie ich anfangen soll?“
„Geh in deine Stille und lausche – so lange es braucht. Empfange, was sich dir dort zeigt. Vertraue. Bleibe neugierig und lass dich überraschen. Schreibe auf, was zu dir kommt. Bewerte nicht. Und vor allem ….“ Sie legte eine Hand auf ihr Herz. „Sei geduldig – auch, wenn es nicht sofort klappt.“
Ich verschränkte meine Hände hinter dem Kopf. „Das ist es?“
„Für den Moment, ja.“ Sie Sie zwinkerte mir zu. „Damit hast du erst einmal genug zu tun.“
Danke wunderbare Idee.
Dank dir. Schön, dass du hier bist!
Lass niemals deine eigenen Flügel stutzen. Sie sind dein Fundament fürs Leben und dein eigenes sein.
Ja, das sind sie. Und ich glaube, wir können sie nachwachsen lassen, wenn sie mal gestutzt wurden. Dank dir.