Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr – die “Rauhnächte” – ist ideal geeignet zum Nachdenken, für Innehalten und ein genaues Überprüfen, was im eigenen Leben noch stimmig ist, was losgelassen werden und was künftig kommen darf – im eigenen Leben, beim Schreiben, beim Finden des ganz persönlichen Ausdrucks und „des richtigen eigenen Wegs“.
Diese Zeit des Übergangs von einem Jahr zum nächsten ermöglicht den Beginn von Veränderungsprozessen wie kaum ein anderer Abschnitt im Jahreslauf – und wenn wir uns selbst das Geschenk machen, uns bewusst mit unserem Innersten „zusammenzusetzen“ und in Stille der Stimme unseres Herzens zu lauschen, lassen sich wichtige Weichen für die nächsten Schritte stellen.
Dabei geht es natürlich zum einen ums Loslassen, zum anderen um das Kreieren neuer Ideen, Pläne oder Vorhaben. Was wir dabei jedoch oft übersehen oder vergessen, manchmal auch verdrängen, ist noch eine dritte Phase – die des Sammelns, der notwendigen Leere und des „Kommenlassens“ jener Dinge, die genau zu uns passen.
Sie ist nicht nur ein wichtiges Element in kreativen Prozessen, sondern auch bei der Neuausrichtung des eigenen Lebens. Man kann sie sich vorstellen wie ein tiefes Durchatmen, wie ein Sammeln aller inneren Kräfte, wie ein Fokussieren der ganzen Aufmerksamkeit noch einmal nur auf sich selbst.
Ein schöner Begriff, der mir für diese Zeit immer wieder in den Sinn kommt, ist die „Phase der fruchtbaren Leere“. So, wie bereits jetzt in der Natur tief in der Erde neues Leben keimt, das sich aber erst später im Frühjahr an der Oberfläche zeigen wird, können auch wir diese Zeit nutzen, um Dinge in uns anzulegen und sie geschützt heranwachsen zu lassen.
Blickwinkelveränderung
Leider erscheint uns diese Phase oft eher wie ein karges Niemandsland, eine unendlich erscheinende Öde oder ein bedrohliches Nichts, das wir möglichst schnell überwinden und mit Aktivitäten – egal, welchen – füllen müssen. Sie kann uns mit Gefühlen von Orientierungslosigkeit und Ratlosigkeit zutiefst verunsichern und Angst machen. Wir verwechseln sie mit „Zeit vergeuden“ oder haben das Gefühl, nicht schnell genug voranzukommen.
Dies sind natürliche, verständliche Empfindungen – ist man doch endlich das „Alte“ losgeworden, während das Neue sich schon schemenhaft ankündigt. Außerdem sind wir es nicht gewohnt, Leere auszuhalten. Wir sind gesellschaftlich darauf konditioniert, uns möglichst mit Dingen im Außen zu beschäftigen und dort unser Glück zu verorten.
Die „Phase der fruchtbaren Leere“ erinnert dich daran, dass es dort nicht zu finden ist – sondern nur in dir. Sie schenkt dir die Möglichkeit der Besinnung, welche Werte dir als Leitstern und Richtschnur auf deinem weiteren Weg dienen sollen. Erst durch sie wirst du das Fundament, auf dem du dein künftiges Lebenshaus errichtest, tragfähig machen.
Geduld ist in dieser Phase gefragt – und die ist bekanntermaßen oft dann besonders schwer, wenn doch eigentlich alles schon auf „Start“ steht. „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, heißt es so schön wie treffend. Oft ist das leichter gesagt als auszuhalten.
Wie kannst du dich nun aber mit dieser Phase „anfreunden“, ihre Qualitäten schätzen lernen und für dich das Beste in ihr entdecken, was sie für dich bereithält?
Impulse für deine “innere Schatzsuche”
Ich habe die besten Erfahrungen damit gemacht, sie – so gut es möglich ist – anzunehmen und in dieser Zeit besonders gut für sich zu sorgen. Folgende Gedanken sind dabei für mich hilfreich:
- Atme in deine Entspannung hinein. Wenn du dich in dieser Zwischenphase befindest, mach dir bewusst: Nichts muss gerade getan werden. Das, was zu dir kommen will, wird deinen Weg kreuzen, und das, was ohnehin nicht für dich bestimmt ist, wird andere „Umlaufbahnen“ nehmen.
- Lass dich ganz auf das Nicht-Wissen ein. Entdecke darin die verborgene Schönheit, die sich dir ganz zeigt, wenn du bereit bist, dich auf sie einzulassen – wie auf ein Gemälde, einen Gegenstand oder auch auf einen anderen Menschen, an denen man immer neue Nuancen entdeckt, wenn man sich ihnen nur lange genug aufmerksam zuwendet.
- Nimm dir Zeit. Schenk dir Zeit. Es lässt sich nie vorher sagen, wie lange diese Phase dauern wird. Sie ist zu ihrer Zeit vollendet. Du kannst den Prozess unterstützen, indem du dir immer wieder klarmachst: Es braucht von dir lediglich Hingabe und Vertrauen sowie ein offenes Herz, mit dem du die Zeichen und Impulse wahrnimmst, die für dich bestimmt sind.
Wie du vielleicht weißt, liebe ich das Bild der Metamorphose der Raupe zum Schmetterling. Zwischen Raupe und Schmetterling, im Kokon, ist „Nichts“ – formloses Potenzial, aus dem sich zu seiner ganz eigenen Zeit und in seiner ganz eigenen Geschwindigkeit heraus das Neue formt und im wahrsten Wortsinn „entfaltet“.
Ich lade dich ein, die Stille und ihre Kraft für deine Visionen und Ziele für 2020 zu nutzen, für dein Schreiben, für das, was sich durch dich ausdrücken und zeigen möchte – und dazu, dich noch mehr und immer bewusster mit deiner dir den Weg weisenden inneren Stimme zu verbinden.
Mach dir in diesen Tagen selbst das Geschenk der „fruchtbaren Leere“ und lass dich überraschen, was sie für dich bereithält!
Ich wünsche dir ein friedvolles Weihnachtsfest und einen tollen Übergang in ein erfülltes, „herzstimmiges“ 2020!
******
Möchtest du 2020 dein Buch schreiben? Dann sprich mit mir!