Wie du die richtige Form für dein Buch bestimmst

 

„Man kann nicht nicht kommunizieren“, hat einmal der berühmte österreichische Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick gesagt. In Anlehnung daran kannst du diesen Satz für dein Schreiben so formulieren: „Du kannst nicht nicht autobiografisch schreiben.“ Denn selbst wenn grüne Marsmännchen (oder -weibchen ;-)) dein Buchthema sind, hat es doch mit dir und den bisherigen Prägungen, Interessen und Vorlieben deines Lebens zu tun.

Neben der reinen fiktionalen Buchform (Roman) und bestimmten Abstufungen, die eine fiktionale Veränderung erlauben (autobiografischer Roman) geht es hier um den Bereich rein autobiografischer Textformen. Sie sind durch unterschiedliche Gewichtungen des Erlebten und seiner Darstellung geprägt, die direkten  Einfluss auf die Konzeption deines Schreibens und somit auf deine Buchstruktur und das Genre haben, in das dein Buch fällt.

 

Diese drei Formen sind dabei die gängigsten: Autobiografie, Memoiren und Ratgeber.

 

Welche du davon für dein Buchprojekt wählst, bestimmt, wie du es anlegst, welche Aspekte du in den Vordergrund rückst und welche Schwerpunkte am stimmigsten für die jeweilige Form sind. Natürlich ist es nicht unbedingt notwendig, dies gleich mit der ersten (Buch- oder Schreib-)Idee festzulegen, doch eine frühe Klärung erleichtert dir das nachfolgende Schreiben und ermöglicht dir, schneller einen roten Faden zu entwickeln und einer klaren Ausrichtung zu folgen. Dies gibt dir Sicherheit und Struktur beim Schreiben.

 

Die drei Ebenen autobiografischen Schreibens

 

Zunächst einmal gilt es, dir die drei wichtigsten „Zutaten“ autobiografischen Schreibens bewusst zu machen:

Zum einen gibt es die Ebene der erlebten Erinnerungen, also das „Was“ (Was ist genau geschehen?). Damit verbunden ist auch die zweite Ebene der Empfindungen und Gefühle, die im Moment des Erlebens aufgetaucht sind  – also das „Wie“ (Wie hast du es damals empfunden?).

Die dritte Ebene beschreibt die Erkenntnisse, das Gelernte, Verstandene sowie die aus den Erfahrungen resultierenden Überzeugungen, die du in Form von mehr oder minder explizit dargestellten Impulsen an deine Lesenden weitergeben möchtest. Dies ist die Ebene, die ich mit dem Worten „Wozu“ oder „Wohin“ umschreiben möchte (Wozu dienen dir deine Lebenserfahrungen? Wohin habe sie dich geführt?). Sie entsteht vor allem im Rückblick von heute auf die zurückliegenden Ereignisse, die wir mit räumlichem und zeitlichem Abstand noch einmal neu betrachten und bewerten können. Oft finden wir dabei zu Momenten von Einsicht, Erkennen und Entwicklung.

Um zu bestimmen, welche der drei Formen – Autobiografie, Memoiren oder Ratgeber – du für dein Buch wählst, ist es daher hilfreich, dich zunächst zu fragen:

Welchen Anteil sollen deine Erinnerungen und die damit verbundenen Gefühle und Empfindungen haben – und welchen die daraus abgeleiteten Impulse, die du an deine Lesenden weitergeben willst?

 

Drei Varianten für dein Buch

 

Schauen wir uns die drei Varianten einmal näher an:

 

Die Autobiografie

Sie zeichnet sich in den meisten Fällen durch eine chronologische Darstellung der verschiedenen Lebensstationen aus – du berichtest also, einfacher gesagt, von deiner Geburt bis zum heutigen Tag. Natürlich kannst du nicht alles, was in deinem Leben geschehen ist, beschreiben, sondern suchst für dich die für dich wichtigsten und prägendsten Erinnerungen aus. Die strukturgebenden Merkmale bleiben dabei allerdings in der Regel die chronologische Abfolge und der Fokus auf der Beschreibung der Umstände und Erlebnisse. Die Absicht, die sich mit dem Schreiben einer Autobiografie verbindet, ist es, bestimmten Menschen – meist aus dem familiären Umfeld – ein Vermächtnis oder Bild von dir zu hinterlassen. Bei dieser Form des Schreibens ist der Anteil der ersten und zweiten Ebene hoch (Was ist geschehen und wie hast du es erlebt?), die dritte Ebene der Impulse erscheint eher indirekt, lässt sich gewissermaßen aus deinem Erzählten ableiten und ist nicht bestimmendes Merkmal. Eine Sonderform sind Autobiografien, die eine bestimmte Lebensphase in den Vordergrund rücken, etwa vorrangig die Kindheit oder einen besonderen Lebensort, und dabei begrenzte  Zeiträume betrachten. Sie bleiben aber bei dieser Form auch chronologisch-faktisch-erzählerisch orientiert.

 

Memoiren

Es geht bei dieser Beschreibung weniger um die literaturwissenschaftliche Gattungsbestimmung, sondern vielmehr um die Abgrenzung zu Autobiografie oder Ratgeber, also um den strukturell-praktischen Aspekt deines Schreibens. Wenn du die Form der Memoiren wählst, stellst du einen bestimmten Aspekt deines Lebens in den Mittelpunkt, der dir aus bestimmten Gründen besonders wichtig ist. Beispiele für so eine thematische Fokussierung können eine Krankheit oder ein Unfall sein (und dein Umgang damit), besondere Lebensumstände (beispielsweise Adoption, Verlust geliebter Menschen oder – wie in einem aktuellen Beispiel, das bald das Licht der Welt erblickt – das Leben als Kind gehörloser Eltern). Auch bestimmte berufliche Entwicklungswege, die du erlebt und gestaltet hast, wären dafür ein Beispiel. Anders als bei der Autobiografie wählst du hierbei spezifischer aus und verleihst zudem der dritten Ebene – jener der Impulse und Inspiration –  mehr Gewicht. Die Erkenntnisse, die du teilst, ergeben sich dabei zum einen aus dem Text, zum anderen durch die Beschreibung deiner (zeitlich späteren) Einschätzung, einer Neubewertung oder durch Gedanken, die quasi als Beobachtende/r deines eigenen Lebens entstehen.

 

Ratgeber

Ich nenne diese Form gerne auch „Impulsbücher“ – zum einen, weil das Wort einen größeren Gestaltungsraum bietet und eine gleichberechtigtere Ebene zwischen Autorin und Lesenden herstellt, zum anderen, weil es den Impulscharakter bereits im Namen deutlich heraushebt. Bei dieser Variante stehen deine Erfahrungen, dein Wissen und deine Überzeugungen im Vordergrund, die du auf deinem Lebensweg oder in einem besonderen Bereich, etwa deine Arbeit oder deine Berufung betreffend, erworben hast. Deine eigenen persönlichen Erlebnisse (oder – wenn es sich um ein Buch handelt, das berufliche Aspekte wie Coaching, Therapie oder Beratung aufgreift – auch jene deiner Kunden oder Klientinnen) sind dabei nicht zentraler Beschreibungsgegenstand, sondern dienen als beispielhafte Illustrationen  des Grundthemas und deiner Ausführungen. Der Fokus liegt auf dem vermittelten Wissen, den mit deinen Lesenden geteilten Erfahrungen und auf den sich daraus ergebenden Impulsen und Anregungen. Sie werden, weil sie strukturgebendes Merkmal dieser Form sind, direkt genannt – möglich und oft genutzt sind dabei auch Übungsvorschläge für die praktische Integration, die deine Lesenden mit Hilfe deines Buches selbst ausprobieren und in ihrem Alltag anwenden können.

 

Übung: Bestimme die richtige Form für dich

 

1. Überlege, ob du über dein ganzes Leben berichten möchtest, nur über einen Ausschnitt bzw. ein bestimmtes Thema – oder ob dir das, was du gelernt hast, so wichtig ist, dass du es in den Vordergrund stellen möchtest. Experimentiere mit dieser Frage und sammle zunächst – etwa als Cluster oder Mindmap – alles, was dir mit Blick auf dein Leben einfällt. Lass dich von der Frage leiten: „Was war mir wirklich wichtig?“ Lass dich überraschen, wo sich Schwerpunkte bilden.

2. Wenn du ein Gefühl dafür hast, welche der drei Formen du für dein Schreiben wählst, lege mit Hilfe des zuvor gewonnenen Materials eine vorläufige Gliederung an – entweder in chronologischer Reihenfolge, einem bestimmten Thema zugeordnet oder mit dem Schwerpunkt auf die Einsichten und Impulse, die du vermitteln möchtest.

 

Und noch ein Tipp:

Diese Anregungen sollen dir wie immer vor allem dienen und hilfreich für dich sein. Halte dich nicht zu lange mit Formen und Struktur auf, sondern vertraue immer auch deinen intuitiven Eingebungen und Ideen. Zweck und Ziel sind immer noch dein Schreibfluss, deine Freude am Schreiben und daran, in diesem Prozess wertvolle, stärkende und vielleicht sogar heilsame Aspekte zu entdecken.

 

Weiterführende Unterstützung:

kommst du nicht richtig weiter mit deinem Buchprojekt? Dann vereinbare ein Gespräch mit mir, in dem wir alle deine Fragen beantworten!

Wenn du noch einmal ganz neue Dinge mit Blick auf dein Leben und dein Schreiben entdecken möchtest, schau mal bei der Heldenreise vorbei!

Deine Intuition kannst du mit diesem Workshop schulen.